Phineas Gage, geboren im Jahre 1823 in San Francisco/Kalifornien, war Vorarbeiter bei einer Eisenbahngesellschaft in Vermont. Das Unternehmen, in dem er arbeitete, war gerade dabei Felsen wegzusprengen, um neue Schienen für eine neue Eisenbahnstrecke zu verlegen. Man bohrte Löcher in die Felsen und füllte sie mit Sprengstoff. Allerdings reichte es nicht aus, die Löcher nur mit Sprengstoff zu füllen und die Zündschnur zu zünden. Damit sich bei der Zündung die Kraft der Sprengung in die richtige Richtung entlud, musste man das Loch stopfen. Dies war die Aufgabe von Phineas Gage. Er gab Sand in die Löcher und stopfte es mit einer 1,1 Meter langen Eisenstange bis nach vorn an die Ladung. Am 13. September 1848 läuft aber alles anders. Als er gerade seine Arbeit verrichten möchte, spricht ihn jemand von hinten an. Gage stößt routiniert die Stange in das Loch. Was er nicht bemerkte: Sein Kollege hatte noch keinen Sand in das Loch gegeben, sodass Gage mit der Stange stumpf auf das Schwarzpulver und den Felsen stampfte. Dabei entstand ein Funke, der direkt das Schwarzpulver traf und entfachte. Die Explosion schoss die Stange mit einer dermaßen Wucht aus dem Loch, dass sie Gages Kopf durchbohrte. Sie rast durch die linke Wange in sein Gehirn und fliegt durch das Schädeldach wieder heraus. Das Wunder ? Gage überlebt.
Sein Leben veränderte sich aber drastisch. Motorisch konnte Gage noch die selben Dinge tun wie vorher, er verlor lediglich sein linkes Auge. Aber unerwartet veränderte sich Gages sozialer Umgang mit anderen. Er verlor seinen Job als Sprengstoffexperte. Auf Pferdefarmen versuchte er sich auch, doch lange ging das auch nicht gut. Schließlich trat er mit seiner Eisenstange auf Jahrmärkten auf. 1860 kehrte er nach San Francisco zurück und verstarb dort als Obdachloser an einem Krampfanfall. Er litt nämlich seit seinem Unfall an epileptischen Anfällen. Er wurde zusammen mit der Eisenstange beerdigt, von der er sich nie getrennt hat. Wieso aber bekam Gage sein Leben nach dem Unfall nicht mehr auf die Reihe? Vor dem Unfall galt er als der freundlichste und zuvorkommendste Mitarbeiter. Danach veränderte sich sein Charakter vollkommen. Er wurde gemein und hemmungslos. Dazu log er und war aggressiv.
Für die neurowissenschaftliche Forschung ist der Fall von Phineas Gage ein besonderer Fall. Der Fall stellt die Frage auf, ob die Moral des Menschen in einem bestimmten Teil des Gehirns verankert ist.